Bart Naessens

Als er in der Klasse von Chris Dubois am Konservatorium von Brügge vom Orgelvirus befallen wurde, studierte er am Lemmens-Institut in Löwen bei seinem großen Vorbild Prof. Luc Ponet. In seinem Unterricht lernte er nicht nur, sich auf das Orgelspiel als solches zu konzentrieren, sondern auch ein Auge für eine breit angelegte Ästhetik zu haben. Er lernte, sein musikalisches Spektrum zu erweitern und die besonders tiefe Kraft der Kunst und des Schönen zu bewundern.

In Paris erhielt er den Prix d’excellence Orgel mit Spezialisierung auf französische symphonische Orgelmusik, mit großer Auszeichnung und Glückwünschen der Jury. Im Mai 2007 schloss er sein Cembalostudium in der Klasse von Kris Verhelst ab, und im September 2008 erwarb er sein Masterdiplom in symphonischer Orchesterleitung in der Klasse von Edmond Saveniers. Er besuchte Meisterkurse u.a. bei Ben van Oosten, Ludger Lohmann, Louis Robillard, Leo Van Doeselaar, Menno Van Delft, Trevor Pinnock, Skip Sempé, Kazushi Ono, Bernard Haitink, Roland Börger, … Seit Herbst 2019 arbeitet er als Kunstforscher an der VUB und promoviert über die Künste rund um das Claviorganum.

Barts musikalische Aktivitäten finden in vielen verschiedenen Bereichen statt. Er ist ein gefragter und hochgeschätzter Continuospieler, wird oft als Solist oder in Kammermusikensembles angefragt und tritt in den letzten Jahren vermehrt als Dirigent im In- und Ausland auf. Sein Repertoire ist sehr vielfältig und reicht von früher Polyphonie bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Er wird von prominenten Musikern und renommierten Ensembles und Orchestern eingeladen, wie z. B. die Nederlandse Bachvereniging, das Ensemble Il Gardellino (Marcel Ponseele und Jan De Winne), die Flämische Oper, das Ensemble Explorations, Zefiro Torna, das Collegium Vocale Gent, der Chor und das Orchester des Flämischen Rundfunks und das Tulipa Consort, Il Fondamento, Les Muffatti, Currende, der Chor und das Orchester des Royal Monnaie Theatre, das Ensemble Philidor, das Symphonieorchester und der Chor von Curitiba (Brasilien) oder das Symphonieorchester von Cluj (Rumänien). Kürzlich intensivierte er seine Zusammenarbeit als Dirigent mit dem B’Rock-Orchester und wurde Mitglied der „künstlerischen Familie“. Dies hat bereits zu zwei preisgekrönten Produktionen an der Vlaamse Opera geführt (Mea Culpa/Sidi Larbi Cherkaoui und Dido & Aeneas/David Marton). Im September 2021 ging er mit ihnen in das mythische Bayreuth, um Händels Judas Makkabäus zu dirigieren. Seit 1999 ist Bart der Eigentümer und Organist der Sint-Gillis-Kirche in Brügge, wo er die berühmte Bach-Orgel und eine einzigartige, wunderschön erhaltene und restaurierte Hooghuys-Orgel spielt. Seine Lehrtätigkeit findet hauptsächlich am renommierten Königlichen Konservatorium in Brüssel statt, wo er Hauptstudienleiter für Cembalo und Basso continuo einer florierenden Cembaloklasse ist. Seit 2019 leitet er dort auch die Abteilung für Alte Musik. Darüber hinaus wurde er im Mai 2021 zum Direktor des Brügger Konservatoriums ernannt. 

Bart konzentriert sich zunehmend auf das solistische Keyboardspiel (Orgel und Cembalo) und das Dirigieren. Dies führt einerseits zu einer großen Anzahl von Orgel- und Cembalokonzerten in ganz Europa, Amerika und Japan. Andererseits wird er regelmäßig als (Gast-)Dirigent bei verschiedenen (inter)nationalen Chören und Orchestern angefragt. Im September 2014 wurde er aus 400 Kandidaten ausgewählt, um die letzte Woche eines internationalen Dirigierwettbewerbs/Meisterkurses in Cluj (Rumänien) zu dirigieren, wo er auch den ersten Preis gewann. Im Jahr 2015 gab er sein internationales Debüt als Sinfonie-Dirigent mit Konzerten in Nord- und Südamerika. Im Herbst 2015 war er Assistenzdirigent von Kenneth Montgomery beim Orchestra of the 18th Century. Im September 2016 wurde er als Finalist für den Internationalen Dirigentenwettbewerb in Bukarest ausgewählt. Im Oktober 2019 gab er sein Debüt als Dirigent beim Opera Ballet Flanders, wo er B’Rock in der Produktion Mea Culpa von Sidi Larbi Cherkaoui leitete. In der Saison 2022-2023 stehen Händels Messias, das Weihnachtsoratorium, die Johannes- und die Matthäuspassion sowie das Magnificat von Bach, Sinfonien von Boccherini, das Requiem von Mozart, das Requiem von Brahms, der Paulus von Mendelssohn und die Vesper von Monteverdi auf dem Programm.

Erst kürzlich wurde seine musikalische Karriere von VRT Klara mit dem Klara Award für den „Musiker des Jahres 2020“ gekrönt. Die Jury lobte seine Aktivitäten: „Bart Naessens ist der musikalische Tausendsassa par excellence. Sein Aktionsradius in der Welt der klassischen Musik ist überwältigend: als Dirigent und künstlerischer Leiter, als Cembalo- und Orgelspieler, als Pädagoge am Brüsseler Konservatorium und als Inspirator von Amateurmusikern.“

Neben den vielen Einladungen möchte er seinen eigenen Einsichten und Leidenschaften eine persönliche Interpretation geben. Deshalb gründeten er und seine Frau Amaryllis Dieltiens 2007 das Ensemble Capriola di Gioia, das sich auf originelle und anspruchsvolle Weise mit der Aufführungspraxis des Barockrepertoires beschäftigt. Im Jahr 2010 ging mit der Gründung des Ensembles BachPlus ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Mit diesem Ensemble will er eine Plattform für die Aufführung des (Kantaten-)Repertoires von J.S. Bach und seinen Zeitgenossen schaffen. Dieses Projekt feiert derzeit im In- und Ausland beachtliche Erfolge, und das Ensemble verzaubert viele Melodienliebhaber mit seinen professionellen, originellen und außergewöhnlich enthusiastischen Darbietungen.

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